Sandra Bohmhauers Diplomarbeit in Produkt-Design befaßt sich mit dem Wohn- und Arbeitsfeld Küche. Der Anspruch "Barrierefrei"bedeutet, daß alles ohne Hindernis, für alle Menschen in der Gesellschaft, in jedem Alter und mit jeder Einschränkung oder Behinderung geeignet ist."
Das Ergebnis sind Elemente einer Systemküche, sowie die daraus entstandene Einrichtung einer Küche in einem normalen Wohnungsgrundriß für einen Rollstuhlfahrer.
Aufgrund eines persönlichen Schicksals eines Freundes wurde mir bewußt, mit was für Schwierigkeiten Rollstuhlfahrer tagtäglich konfrontiert werden. Mir wurden die Augen geöffnet, wo überall Barrieren stecken, die ich vorher als solche nicht wahrgenommen habe. Zu unüberwindbaren Hindemissen werden Treppen, schmale Türen, Gegenstände in hohen Regalen, schlecht positionierte Schalter und vieles mehr.
Die Zielsetzung meiner Diplomarbeit ist es, Hilfen aufzuzeigen, mit denen eine selbständige Lebensführung aufrecht erhalten werden kann. Meine Arbeit besteht darin, eine Küche zu gestalten, die sowohl für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen als auch für sonstige Personen nutzbar und bedienbar ist. Diese Küche soll benutzerfreundlich sein, das heißt, einfache Bedienfunktionen, bequem in der Nutzung und vor allem barrierefrei
"Barrierefrei" muß in einem großen Kontext gesehen werden. Was nutzt es zum Beispiel, wenn die eigene Wohnung barrierefrei gestaltet ist, aber das Haus oder der Zugang zum Haus nicht mit berücksichtigt worden sind. "Barrierefrei" sollten auch alle öffentlichen Gebäude, Verkehrsmittel und Arbeitsstätten sein, damit alte und / oder behinderte Menschen nicht immer an ihre Grenzen stoßen, sondern ohne fremde Hilfe alles erreichen und erledigen können.
Das oberste Ziel muß die vollständige Integration von älteren und / oder behinderten Menschen sein. Dabei spielt der eigene Wohnraum eine entscheidene Rolle. Das Leben in einer eigenen Wohnung bietet die Möglichkeit der Selbständigkeit und der individuellen Bedürfnisbefriedigung. Diese Eigenständigkeit motiviert die älteren und / oder behinderten Menschen, ihr ganzes physisches und psychisches Potential einzusetzen und sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Anders sieht es in Alten- und Pflegeheimen aus, wo sie sich auf das "Abstellgleis" geschoben fühlen. Diese Heime sind mit der Kennzeichnung "Unselbständigkeit, Unmündigkeit und Hilfebedürftigkeit" behaftet. Hingegen bietet die eigene Wohnung die Attribute "Privatheit, Freiraum und Selbständigkeit". Diese Selbständigkeit ist natürlich davon abhängig, ob die Wohnung an die individuellen Bedürfnisse angepaßt ist. Das Selbstwertgefühl kann nur dann erhalten und ausgebaut werden, wenn alle Bereiche des eigenen Wohnraumes ohne fremde Hilfe bewirtschaftet werden können.
In meiner Arbeit habe ich den gesamten Küchenbereich einschließlich den technischen Geräten zielgruppenspezifisch gestaltet. Exemplarisch möchte ich den Unterschrank und die Arbeitsplatte aus dieser Arbeit vorstellen.
In meiner Arbeit habe ich den gesamten Küchenbereich einschließlich den technischen Geräten zielgruppenspezifisch gestaltet. Exemplarisch möchte ich den Unterschrank und die Arbeitsplatte aus dieser Arbeit vorstellen.
Die Bereiche Spüle, Arbeitsbereich und Kochstelle sind uneingeschränkt unterfahrbar. Einige Unterschränke sind notwendig, da bestimmte Utensilien am Benutzungsort gelagert werden sollen. Der Unterschrank hat eine Schräge von 15 Grad. So entsteht im unteren Bereich des Schrankes ein Freiraum von 150 mm. Dieser Freiraum hat den Vorteil, daß die Rollstuhlbenutzer näher an die Arbeitsplatte heranfahren können und mehr Platz beim Rangieren vorhanden ist. Um einer Stoßgefahr entgegenzuwirken wurde auf Griffe verzichtet. Sehr groß dimensionierte Greifmulden gewährleisten, daß selbst Hände, die in der Motorik eingeschränkt sind, die Schubfächer öffnen können. Die Greifmulden sind handunterstützend gestaltet. Zusätzlich sitzt die Greifmulde schräg in der Schubfachfront, so daß dieses noch greifunterstützend wirkt. Die Schubfächer sind 100, 200 und 250 mm hoch. Vollauszüge erlauben eine volle Ausnutzung des Stauraumes. Die Höhe des schrägen Unterschrankes mit Sockel beträgt 690mm. Der verbleibende Freiraum zwischen schrägem Unterschrank und auf individueller Höhe montierter Arbeitsplatte wird mit einer Blende ausgefüllt. In diesem Fall ist die Blende 60 mm hoch und ist mit einem Ausziehtisch bestückt. Der Korpus des Schrankes ist aus MDF, welches farbig lackiert wird. Die Frontplatten der Schubfächer, als auch der Ausziehtisch und die Arbeitsplatte bestehen aus stäbchenverleimtem Buchenholz. Die Arbeitsplatte ist vorne abgerundet und auf der Arbeitsplatte sind 30 mm breite Rinnen eingefräst, in denen verschiedene Hilfsmittel geführt werden. Eines der Hilfsmittel ist ein Rollwagen für Küchengeräte, der von der hinteren Rinne bis zur vorderen gezogen werden kann. Die Räder werden in den 5mm tiefen Rinnen gebremst. Zusätzlich dient die vordere Rinne als Handlauf und als Sammelbecken für Krümel und andere Rückstände.

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Kombination des schrägen Unterschrankes mit der Arbeitsplatte und den Hilfsmitteln den Arbeitsablauf von älteren und / oder behinderten Menschen im Küchenbereich erheblich erleichtert.
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